Kuttermesser
Landwirtschaft & Umwelt

In der Wachau sind die Schafe los: Bio-Landwirt Franz Reiterlechner beweidet kostbare Flächen mit gefährdeten Schafrassen

Die Verein Welterbegemeinden Wachau hat mit der REWE-Stiftung Blühendes Österreich und dem Land Niederösterreich ein erfolgreiches Beweidungsprojekt gestartet. Mit dem Biobetrieb Reiterlechner und 100 Brillen- und Krainer Steinschafen werden jetzt zwölf Hektar artenreiche Wiesen im Herzen der Wachau beweidet.

In Aggsbach Markt, Dürnstein, Spitz und Weißenkirchen konnten im Sommer vermehrt Schafe beobachtet werden. Das aus gutem Grund, denn die wolligen Landschaftspfleger leisten wichtige Dienste für bedrohte Trockenrasenflächen. Die Trockenrasen, Halbtrockenrasen und Orchideenwiesen im UNESCO Weltkulturerbe Wachau sind Lebensräume höchster Biodiversität und die artenreichsten Wiesen entlang der österreichischen Donau. Zugleich sind sie traditionelle landwirtschaftliche Weide- und Mähflächen.

Bio-Landwirt Franz Reiterlechner

Der erfahrene Schäfer und Bio-Landwirt Franz Reiterlechner aus Niederösterreich hat mit rund 100 Kärntner Brillenschafen und Krainer Steinschafen, gefährdeten alten Haustierrassen, die Beweidung von neun wertvollen Flächen übernommen. Weitere drei Flächen werden von Hobbyschafhaltern im Spitzer Graben und in Köfering beweidet. Grundlage für das erfolgreiche Weideprojekt war ein Machbarkeitskonzept, das im Rahmen des Programms LEADER von der Europäischen Union, dem Land Niederösterreich und Blühendes Österreich finanziert wurde. Die Umsetzung der Projektidee läuft derzeit über ein von EU und Land NÖ gefördertes LE-Projekt im Rahmen der NÖ Schutzgebietsbetreuung.

Schaftrieb in Dürnstein im Sommer 2021.(© friedlundschmatz.at)

„Bunte Wiesen prägen das Bild unserer Heimat, das wir so schätzen und lieben. Das wollen wir auch schützen und erhalten“, betont LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. „Deshalb freut es mich sehr, dass unsere Artenvielfalt und das Bewusstsein für die nachhaltige Schafbeweidung mit Projekten wie jenem der Welterbegemeinden Wachau gestärkt wird“, so Pernkopf.

Grasende Schafe erhalten Artenreichtum in der Wachau

Das Naturschutzgebiet Höhereck, der Kuhberg und der Kellerberg in Dürnstein, der Setzberg, Vogelsang und Halteranger in Spitz und die Trockenrasen in St. Michael sind Hotspots der Biodiversität und locken eine Vielzahl an Tieren wie den Wiedehopf, die Zippammer, den Osterluzeifalter oder die Sägeschrecke an. Sie bieten auch einen wichtigen Lebensraum für bis zu 300 Pflanzenarten, darunter zahlreiche Orchideen, Federgräser, die Große Kuhschelle oder die Waldanemone.

„Das Wichtigste für den Erhalt dieser prächtigen Vielfalt ist die regelmäßige Pflege der Trockenrasenflächen. Diese ist aber eine sehr große Herausforderung und kaum mehr zu bewältigen“, erklärt Hannes Seehofer, Schutzgebietsbetreuer in der Wachau. Hierfür kommen nun die wolligen Naturschützer ins Spiel, „denn Schafbeweidung ist bei größeren Flächen die optimale Bewirtschaftungsform“, so Seehofer weiter.

Wiederbelebung der traditionellen Schafbeweidung

Bisher wurden die Wiesen durch professionelle Landschaftspfleger und arbeitsintensive Pflegeeinsätzen des Vereins Lanius mit Freiwilligen – den „Wachau Volunteers“ – erhalten. Nun ist eine Wiederbelebung der traditionellen Schafbeweidung gelungen, die in der Wachau früher weit verbreitet war.

„Für mich ist die Schäferei eine besondere Verantwortung, denn sie erfüllt gleich mehrere wichtige Aufgaben. Auf der Weide verhindern die Schafe die Verbuschung der Flächen. Darüber hinaus schenken sie uns hochwertiges Fleisch. Außerdem ist diese Art der Bewirtschaftung extrem nachhaltig und CO2-sparend“, erzählt Franz Reiterlechner, Schäfer und Bio-Landwirt aus Scheibbs in Niederösterreich.

Vision vom Natur-Schützen durch Nachhaltig-Nützen

Das Bewusstsein für regionale und gesunde Lebensmittel ist vorhanden, die Wertigkeit gegeben. Wenn Flächen von Bäuerinnen und Bauern extensiv bewirtschaftet werden, schützen und erhalten sie außerdem die Artenvielfalt. Alle profitieren. Die Beweidung soll nächstes Jahr fortgesetzt werden.

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